Mit Musik klingt die Kerwe langsam aus

Was wäre der Sonntagvormittag auf der Wald-Michelbacher Kerwe ohne die Feuerwehrkapelle? Wenn andere noch den Samstagabend auskurieren, haben die 30 Musiker bereits ihre Instrumente ausgepackt, die Stühle auf die Gass gestellt und Platz genommen. Mit „Nessaja“, „So schön ist Blasmusik“, „Dem Land Tirol die Treue“ oder „Böhmische Liebe“ (teilweise komponiert vom langjährigen Dirigenten Hans Rückauer) wird auch dem Letzten im Ortskern klar, dass jetzt weitergefeiert wird. Märsche, Polkas, Walzer unterhalten zum Frühschoppen, bei dem – eine Wohltat nach dem verregneten Samstag – die Sonne scheint. Die freiwilligen Helfer in den Feuerwehrreihen bereiten sich bereits auf den mittäglichen Ansturm vor. Denn immer wieder sonntags sind die Brandschützer die einzigen, die auf der Kerwe eine große Mittagessenauswahl anbieten – die Snacks an den Ständen mal außen vor gelassen. Dieses Mal waren die SG-Fußballer mit Spießbraten präsent – eine kleine, gut nachgefragte Alternative für all diejenigen, die bereits an den anderen Tagen das Angebot der Brandschützer wahrgenommen hatten. Die Bänke über dem Michelbach füllen sich während der Musik schnell und bleiben auch den ganzen Tag über besetzt. Familien am Nachmittag unterwegs Später öffnet das Heimatmuseum für alle, die neben dem Vergnügen auch in der Überwald-Geschichte stöbern wollen. Das Wetter ist bis 15 Uhr herrlich, die Leute strömen nach Wald-Michelbach: Alle veranstaltenden Vereine zeigen sich dankbar nach dem nassen Vortag. Das kleine Schauer-Intermezzo zu dieser Zeit ist zum Glück nur ein kurzes. Ideal also für einen Kerwebesuch. Am Nachmittag sind eher die Familien unterwegs, die den Parkplatz Oberle ansteuern. Dort sind traditionell die Fahrschäfte zu finden, auf die die Kleinen so stehen: Kinderkarussell, Schiffsschaukel, Schieß- und Pfeilwurfwagen, Spielwagen mit Geistern, aber natürlich auch Süß- und Spielwaren. Viel Kinderlachen ist zu hören. Mehr als am Tag zuvor. Wenn’s kühler wird, zieht es die Gäste ins Warme. Bei der LOKSpechtbach ist es an den Abenden mehr als angenehm. Wem das nicht ausreicht, kann an der Bar mit magenwärmenden Spezialitäten noch nachhelfen. Zwei Mal sorgt „DJ Captain Chaos“ für Stimmung. Je später der Abend, umso mehr junge Leute sind auf der Straße anzutreffen. Es ist kaum ein Durchkommen zwischen den einzelnen Grüppchen, die sich spontan mitten auf der Gass treffen und wichtige  Details über „Wer mit wem“ austauschen. Beim Ski-Club zeigen sich die Helfer zufrieden. Der Eröffnungsfreitag war sehr gut besucht, der Samstag wetterbedingt weniger, weil es am Bierpilz wenige Unterstellmöglichkeiten gibt. 20 Helfer haben die Schneefans übers Wochenende im Einsatz, die vor allem abends gefordert sind. Während der Verein mit seinem Kölsch immer punkten kann, lief der Weizen-Absatz in den Jahren vorher nicht so berauschend. Deshalb stieg man nun auf ein Helles um. Des einen Leid, des anderen Freud: Wer am Samstag viele überdachte Sitzmöglichkeiten bot, hatte gute Karten. Wie etwa die Eintracht auf der Hofwiese. Dort zeigt sich Helmut Gremm mit dem Andrang sehr zufrieden. Neue Ideen fürs kommende Jahr  Wie auch die SG-Fußballer von den widrigen äußeren Bedingungen nicht viel spürten. Ihre Neuerungen, etwa das Mittagessen am Sonntag oder der Cocktailstand, waren eine gute Idee. „Wir wollen uns jedes Jahr ein wenig optimieren“, betont Dimitri Loenko. Dazu gehört etwa, für 2020 über die Entzerrung von Bier- und Weinausschank nachzudenken. Oder wie man der Schräge des Rathausplatzes begegnet.

Beim gestrigen Frühschoppen mit Harald Walz und Linde war es gleich „rappelvoll“, freut sich Loenko. Die Entscheidung, Bedienungen zu organisieren, erwies sich als goldrichtig. „Das entlastet uns etwas“, sagt Loenko, der die Beteiligung der Abteilung am viertägigen Fest als „große Bereicherung“ schätzt. Er zieht ein positives Fazit.

Quelle: Odenwälder Zeitung vom 20.August 2019